5 Finanzirrtümer, die du kennen solltest

5 Finanzirrtümer, die du kennen solltest

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Zuerst der Computerführerschein (ECDL), dann Wirtschaftsführerschein (EBCL) und jetzt der Finanzführerschein. Die österreichische Politik hat 2020 endlich erkannt, dass ÖsterreicherInnen einen hohen Bedarf an Finanzbildung haben. Welche Inhalte vermittelt werden ist noch ungewiss.

In diesem Artikel möchte ich  mit 5 Finanzirrtümer aufräumen, die du auf alle Fälle kennen solltest.

5 Finanzirrtümer, die du kennen solltest

Irrtum Nr. 1: Ich fange erst mit dem Sparen an, wenn ich mehr Geld verdiene

Sehr oft höre ich die Sätze wie: „Ich fange erst mit dem Sparen an, wenn ich mehr Geld verdiene!“ oder „Mit nur 3000 EUR macht es keinen Sinn zu investieren“.

Dabei lohnt es sich so früh wie möglich mit dem Sparen und Investieren anzufangen. Richtiges Sparen und Investieren ist ein Lernprozess. Zusätzlich hast du so die Magie des Zinseszinses auf deiner Seite.

Wenn etwa ein 16-Jähriger monatlich 100 EUR in einen Aktienindex über einen ETF- Sparplan investiert, so kann er sich im Alter von 65 Jahren über ein Vermögen von 472.043,25 EUR freuen. Wenn du hingegen erst im Alter von 40 Jahren beginnst, müsstest du schon fast 600 EUR im Monat investieren, um mit 65 Jahren die gleiche Summe zu erreichen. Es ist schon richtig, dass ein 40-Jähriger im Durchschnitt mehr verdient als ein Berufseinsteiger. In der Regel hat ein 40-Jähriger allerdings viel höhere Ausgaben und andere finanzielle Verpflichtungen. Da kann es schwierig sein 600 EUR im Monat zur Seite zu legen. Frage mal in deinem Umfeld, wer 600 EUR monatlich und das über die Jahre sparen kann.

Für weitere Beispiele, warum du so früh wie möglich mit dem Sparen beginnen sollst, lese hier weiter. Wenn du mit der Magie des Zinseszinses noch nicht so vertraut bist, informiere dich im Blogartikel Magie des Zinseszinses.

Irrtum Nr. 2: Dein momentanes Einkommen ist dir sicher

Spätestens in Zeiten von Corona hat man diesen Irrtum wieder gesehen. Die Krise hat viele Selbstständige sowie Angestellte hart getroffen. So waren in Österreich im Mai 2020 mehr als eine halbe Million arbeitslos und mehr als eine Million Beschäftige wurden in die Kurzarbeit geschickt.

Auch ohne die Coronakrise werden in den nächsten 10-20 Jahren immer mehr Menschen durch die Digitalisierung und Automatisierung ihre Arbeit verlieren. Eine Studie der University Oxford aus dem Jahr 2013 kommt zu dem Ergebnis, dass die Digitalisierung fast 50% aller Stellen in den USA gefährden. Es werden vermutlich viele neue Jobs geschaffen werden, aber kurzfristig werden viele nicht rechtzeitig in den Arbeitsmarkt integriert.

Daher ist es wichtig, in besseren Zeiten etwas vorzusorgen, damit du in schwierigen Zeiten deine Lebenshaltungskosten vorübergehend decken kannst. Baue eine zweite oder dritte Einkommensquelle auf, wie etwa mit Vermietung, Nebenjobs, Tantiemen, Dividenden, Zinsen etc. Investiere unbedingt auch in deine Weiterbildung!!!

Irrtum Nr. 3: Die Rente ist sicher

Politiker beteuern zwar, dass die Rente in Österreich oder Deutschland sicher ist. Wer sich schon mal mit dem österreichischen oder deutschen Pensionssystem beschäftigt hat, weiß, dass die Rente durch das Umlageverfahren finanziert wird. Grob gesagt, die Rentner werden hauptsächlich von den Arbeitnehmern finanziert und die Differenz übernimmt der Staat.

In der Regel kannst du mit einer Pensionslücke rechnen. D.h deine Rente ist zwischen 10-30% niedriger als dein Arbeitseinkommen. In Deutschland beträgt heute schon jede zweite Rente weniger als 1000 EUR. Wie hoch deine Rente ausfallen wird, kannst du unter anderem auf diesen Seiten berechnen: Arbeiterkammer (Österreich) und Süddeutsche Zeitung (Deutschland).

Aufgrund von wachsenden Pflegekosten, höherer Staatsverschuldung und der demografischen Veränderung ist es leider nicht unwahrscheinlich, dass Renten weiter gekürzt werden.

Kein Grund zur Panik. Ein paar Vorschläge wie du Altersarmut den Kampf ansagen kannst, findest du im Artikel Finanzielle Sicherheit in der Pension.

Irrtum Nr. 4: Sparbuchzinsen werden bald wieder steigen

Historisch gesehen haben Sparer zum ersten Mal in der Geschichte fast 0% Sparzinsen. Beachtet man die Inflation, so kommt man zu dem Ergebnis, dass Sparbücher keine ideale Geldanlage sind um Vermögen aufzubauen. Laut Österreichischer Nationalbank sind die Realzinsen (Zinsen auf Spareinlagen nach Abzug der Inflation) seit den 60er Jahren meist negativ.

In Deutschland werden zum Teil schon Negativzinsen an private Sparer weitergegeben. Obwohl einige Firmen in Österreich schon Negativzinsen für ihr Guthaben zahlen, dürfen Banken Negativzinsen aufgrund eines OGH Urteils noch nicht an private Sparer weitergeben.

Mache dir keine Illusion. Auch wenn Sparbücher noch nicht negativ verzinst sind, auf eine positive Realverzinsung können wir noch Jahre warten. Viele EU Mitgliedsstaaten bzw. Unternehmen sind noch stark verschuldet und die niedrigen Zinsen sollen gleichzeitig die Konjunktur wiederbeleben. Die amerikanische Zentralbank hat erst im August 2020 ihre Inflationsziele gelockert, um ihre Niedrigzinspolitik auf längere Zeit fortzuführen.

Investiere daher in Sachwerte, wie etwa Gold, Aktien, Immobilien, Aktien ETFs, um den niedrigen Sparbuchzinsen den Kampf anzusagen.

Mehr zum Thema Inflation und ihre Auswirkung auf dein Vermögen findest du im Artikel: So skrupelos ist die Inflation.

Irrtum Nr. 5: Geld ist mir nicht wichtig

Ich war recht erstaunt, als ich von der österreichischen Studie des Vergleichsportals Durchblicker gelesen habe. Demnach waren im Jahr 2019 nur 10% der Konten am Ende des Monats im Plus. Ja, Geld ist nicht das Wichtigste, aber ein gut gefüllter Finanzpolster gibt dir viel mehr Flexibilität und Freiheit im Leben. So musst du dir keine Sorgen über ungeplante Ausgaben oder einen Job- bzw. Auftragsverlust machen. Generell bist du viel weniger von deiner Arbeit oder Auftraggeber abhängig. So habe ich vor 2 Jahren meinen damaligen Beruf gekündigt, weil die Umstände nicht mehr gepasst haben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine neue Stelle in Aussicht.

Ein gut gefüllter Finanzpolster sollte mindestens mit 3-6 Monatsgehältern gefüllt sein. Auch wenn es nicht jedem einfach fällt monatlich Rücklagen zu bilden, kann ich dir nur raten so schnell wie möglich damit zu beginnen. Ein Haushaltsbuch, eine Vermögensaufstellung, und ein paar Spartipps können dir helfen deinen Finanzpolster schneller aufzufüllen.

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Bildnachweis: Andrea Piacquadio | pexels

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