Schritt für Schritt zur persönlichen Anlagestrategie (Teil 1)
Aktien, Anleihen, Fonds, Zertifikate oder doch Gold?? Viele von uns stehen früher oder später vor der Frage, wie wir unser hart verdientes Geld gewinnbringend anlegen können.
Du willst ja nicht einfach eine Bauchentscheidung treffen oder? Finde die für dich passende Anlagestrategie, indem du dich als erstes mit deinem persönlichen Risikoprofil beschäftigst. Dein Risikoprofil zeigt welchem von 4 Anlagetypen du entsprichst. Dein Anlagetyp beeinflusst wiederum deine Anlagestrategie.
Welche Faktoren Einfluss auf dein Risikoprofil haben und welche vier Anlagetypen es gibt, erfährst hier im ersten Artikel der zweiteiligen Artikelreihe zum Thema persönliche Anlagestrategie.
Schritt 1: Ermittle dein Risikoprofil
Warum ist dein Risikoprofil wichtig für deine Anlagestrategie?
Dein individuelles Risikoprofil sollte im Zentrum deiner Anlagestrategie stehen. Ziel ist mit jedem Investment nur das Risiko einzugehen, das du auch verkraften kannst. Bist du risikofreudig und bereit bei der Geldanlage gewisse Risiken für höhere Renditechancen in Kauf zu nehmen, kannst du Aktien höher gewichten. Ist dir hingegen Sicherheit wichtig, sind Sparbücher, Anleihen und Gold gute Alternativen. Es lohnt sich daher sich einmal hinzusetzen und sich Gedanken über das eigene Risikoprofil zu machen. Die Entscheidungen, die du dabei triffst, sind grundlegend für deine individuelle Anlagestrategie.
Diese Faktoren haben Einfluss auf dein Risikoprofil:
1. Risikobereitschaft
Wie viel Geld bist du bereit zu verlieren ohne unter schlaflosen Nächten zu leiden? Risikobereitschaft drückt aus, wie gut ein Anleger Verluste bei seinen Investitionen emotional verkraften kann. Bei manchen reichen schon 500 EUR Verlust, um die Nerven zu verlieren. Bei anderen ist die Schmerzgrenze deutlich höher.
Wer schlecht mit Verlusten umgehen kann, hat eine niedrige Risikobereitschaft und sollte daher sein Vermögen in sicheren Finanzprodukten wie Sparkonten, Bausparern und Staatsanleihen mit Top-Bonitäten anlegen. Je höher die persönliche Risikobereitschaft ist, desto höher kann der Anteil risikoreicher Anlagen wie Aktien sein.
2. Risikofähigkeit
Die Risikofähigkeit berücksichtigt welches Risiko du aufgrund deiner finanziellen Situation eingehen kannst. Wie groß ist also dein Vermögen? Je höher das Vermögen, desto höheres Risiko kannst du mit einem Teil des Vermögens eingehen. Planst du allerdings in den nächsten Jahren mit einem Großteils deines Geldes ein Haus zu kaufen, senkt das natürlich deine Risikofähigkeit.
Hast du ein regelmäßiges und sicheres Einkommen? Oder stehst du schon am Ende deines Erwerbslebens? Je höher das regelmäßige Einkommen ist, desto höheres Risiko kann man eingehen. Steht man hingegen kurz vor der Pensionierung, sollte man sich überlegen das Risiko des Portfolios zu reduzieren.
Finanzpolster Tipp: Baue immer erst einen kleinen Finanzpolster von 3-5 Monatsgehältern auf, vor allem wenn du erst am Anfang deines Vermögensaufbau stehst. Diese Notreserve solltest du sicher in einem Sparbuch bzw. Spar- oder Tagesgeldkonto anlegen.
3. Finanzwissen
Wie gut kennst du dich mit Finanzprodukten aus? Bist du Anfänger oder hast du bereits ein solides Grundwissen über Finanzen?
Wissen und Erfahrung ermöglichen dir höhere Risiken einzugehen. Denn je mehr du dich mit Finanzprodukten und Veranlagungen beschäftigst, desto besser kannst du die Risiken einschätzen.
4. Anlageziel
Was willst du mit deiner Geldanlage erreichen? Willst du dein Vermögen aufbauen oder für die Pension vorsorgen? Soll das Geld nur kurzfristig „geparkt“ werden, da du einen baldigen Kauf (etwa ein Auto) planst? Je konkreter du dein Anlageziel definieren kannst, desto genauer kannst du deine Anlagestrategie entwickeln und die für dich passenden Anlageprodukte auswählen. Dabei spielen sowohl der Anlagehorizont (also der Zeitraum der Geldanlage) als auch das gewünschte Ergebnis eine entscheidende Rolle.
Was ist dein Anlagehorizont? – Warum ist diese Frage so wichtig? Ganz logisch, wenn du in den nächsten 3 Jahren das investierte Geld schon benötigst, müsstest du deine Aktien oder Fonds zu Not auch mit Verlusten verkaufen. In diesem Fall sind Aktien und Fonds für dich weniger geeignet.
Je länger dein Anlagehorizont, desto höheres Risiko kannst du eingehen. Kursschwankungen kannst du einfach aussitzen.
Was möchtest du erreichen? – Dein Anlageziel beeinflusst die Rendite, die du erreichen möchtest. Für die finanzielle Sicherheit brauchst du vermutlich eine höhere Rendite, als für den Kauf eines neuen Fernsehers. Wenn du nur 1% Rendite p.a benötigst, kannst du das Geld in einem Bausparer oder Sparkonto anlegen. Bei 5% Rendite p.a müsstest du schon etwas mehr ins Risiko gehen.
Es gilt nach wie vor der Grundsatz: Je höher die Rendite desto höher ist das Risiko
Schritt 2: Ermittle deinen Anlagetyp
Hast du dir schon genug Gedanken zu deinem Risikoprofil gemacht? Dann bist du jetzt bereit für den Risikoprofil-Rechner der Österreichischen Nationalbank. Am Ende des Tests erfährst du den zu dir passenden Anlagetyp: www.oenb.at/docroot/risiko_ertrag/profil/
Die Österreichische Nationalbank unterscheidet zwischen vier Anlagetypen: Sicherheitsbewusster Anlagetyp, zurückhaltender Anlagetyp, risikofreudiger Anlagetyp und vermögender Anlagetyp. Die Merkmale der Anlagetypen (gem ÖNB) sind in der Tabelle zusammengefasst.
Sicherheitsbewusster Anlagetyp (53% der Bevölkerung)
Risikobereitschaft | sehr niedrig |
Finanzwissen | Kenntnisse über einfache Finanzprodukte vorhanden, jedoch gering bei Anleihen, Aktien, etc. |
Anlageziel | spart für Notfälle sowie zur Erfüllung von Konsumwünschen |
Ansprüche an die Geldanlage | sicher und flexibel |
Zurückhaltender Anlagetyp (15% der Bevölkerung)
Risikobereitschaft | eher niedrig |
Finanzwissen | gering |
Anlageziel | hat keine ausgeprägten Sparziele, spart eher wenig |
Ansprüche an die Geldanlage | einfach, bequem und gut betreut |
Risikofreudiger Anlagetyp (24% der Bevölkerung)
Risikobereitschaft | mittel bis hoch |
Finanzwissen | solide Kenntnisse – insbesondere bei Anleihen, Aktien, etc. |
Anlageziel | spart ohne konkreten Verwendungszweck und spart stärker für Notfälle |
Ansprüche an die Geldanlage | ertragsorientiert |
Vermögender Anlagetyp (8% der Bevölkerung)
Risikobereitschaft | hoch |
Finanzwissen | fundierte Kenntnisse – insbesondere bei Anleihen, Aktien, etc. |
Anlageziel | nutzt gezielt Kapitalmarkttrends/-chancen und setzt auch auf Vermögenswirksame Leistungen |
Ansprüche an die Geldanlage | ertragsorientiert und innovativ |
Schritt 3: Ermittle deine Anlagestrategie
Wie du nun auf Grundlage deines Risikoprofils, bzw. deines Anlagetyps deine Anlagestrategie und dein Anlageportfolio erstellen kannst, erfährst du im nächsten Artikel Schritt für Schritt zur persönlichen Anlagestrategie (Teil 2).
Fazit
Um unüberlegte Bauchentscheidungen bei der Geldanlage zu vermeiden, lohnt es sich sein eigenes Risikoprofil zu kennen. Deine Risikobereitschaft, Risikofähigkeit, Finanzwissen und Anlageziel beeinflussen dein Risikoprofil und damit deinen Anlagetyp. Erst nachdem du dein Risikoprofil ermittelt hast und du deinen Anlagetyp bestimmt hast, lässt sich die für dich passende Anlagestrategie ermitteln. Wie ein optimales Anlageportfolio gemäß deinem Profil ausschauen könnte, erfährst du im nächsten Beitrag.
Wenn du dich für das Thema Vermögensaufbau interessierst, dann hier weiter.
Du hast schon die optimale Anlagestrategie, aber noch kein Anlagedepot. Dann lese Was solltest du bei deiner Brokerwahl beachten?
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Naja, ganz hat der Risikoprofil-Test der ÖNB bei mir nicht funktioniert (werde aber deshalb meine Anlagestrategie nicht ändern;-)
Finanzpolster: wie immer ein gründlicher, aber kompakter Artikel! Weiter so!
Hi Thomas,
danke für deinen Kommentar.
Was ist bei dir rausgekommen bzw. als welchen Anlagetyp schätzt du dich selber ein?
schöne Grüße