Finanzielle Sicherheit in der Pension
In diesem Beitrag erfährst du wie du deine zukünftige Pension berechnen kannst. Außerdem wird dir erklärt, welche Faktoren einen großen Einfluss auf deine Pensionslücke haben und wie du trotzdem deine finanzielle Sicherheit in der Pension bewahren kannst.
Als vor ein paar Jahren die erste Mitteilung von der Pensionskasse über den Stand der Pension eingetroffen ist, hat nicht nur Finanzpolster einen kleinen Herzinfarkt bekommen, sondern auch viele ÖsterreicherInnen. Die Gedanken waren: „Der Betrag ist doch völlig falsch, das wurde sicher falsch dokumentiert. Werde ich im Alter verarmen?“
Ruhe bewahren, aber vorausschauend handeln
Erstmal keine Panik, es handelt sich um einen fiktiven Wert der monatlichen Bruttopension, wenn keine weiteren Versicherungszeiten mehr erworben werden. Ebenso können fehlende Beitragsgrundlagen noch nachgereicht bzw. Versicherungsjahre noch nachgekauft werden.
Aus diesen Gründen ist eine private Vorsorge trotzdem vernünftig:
- Um eine staatliche Pension zu bekommen, musst die Mindestversicherungszeit erfüllt werden.
- Der angezeigte Betrag im Pensionskonto berücksichtigt keine Abschläge, die man hat, wenn man vor dem Regelpensionsalter in den Ruhestand geht,
- Die Finanzierung der Pensionen erfolgt in Form des Umlageverfahrens, auch bekannt unter Generationenvertrag. Das heißt, dass die momentane Pensionsauszahlung zum größten Teil durch Beitragszahlungen der Erwerbstätigen finanziert werden. Aufgrund der demographischen Struktur gibt es heute weniger Beitragszahler als vor 20 Jahren und das wird sich vermutlich in Zukunft nochmals verschlechtern. Um die Finanzierung zu gewährleisten, müssen wir bis 70 Jahre arbeiten???
- Der ausgewiesene Betrag am Pensionskonto ist kein Guthaben auf die man 100% Anspruch hat. Der Gesetzesgeber kann zum Beispiel aus dem oben genannten Grund noch weiter Kürzungen vornehmen oder gar Auszahlungen einstellen.
- Die Pensionserhöhung nach Abzug der Steuer ist in den letzten Jahren oft niedriger als die allgemeine Inflationsrate.
- Die Teuerungsrate des Preisindex für Pensionistenhaushalte (PIPH) ist höher als jene der allgemeinen Inflation. → Rentner kaufen im Durchschnitt teurer ein
- Selbst wenn man davon ausgeht, dass in 20-30 Jahren die staatliche Pension weiter ausbezahlt wird, bekommen zukünftige Rentner weniger Pension als ihre letzten Gehälter. Diese Differenz nennt man Pensionslücke.
Die Pensionslücke ist größer je mehr du verdienst
Anhand 3 Szenarien demonstriert dir Finanzpolster, wie hoch die Pensionslücke sein kann, und welche Faktoren einen starken Einfluss auf die Pensionslücke hat. Zur Vereinfachung wurden zukünftige Gehaltssteigerung nicht berücksichigt:
Szenario 1
Jemand, der heute 25 Jahre ist und erst in den Berufsleben einsteigt, verdient in unserem Beispiel 2000 EUR Brutto im Monat, was ungefähr 1492 EUR Netto entspricht. Gemäß dem Pensionsrechner der Arbeiterkammer bekommt die Person im Alter von 65 Jahre ungefähr 1241 EUR Netto Pension monatlich. Vorausgesetzt ist, dass durchgehend (ohne Unterbrechung) Pensionsbeiträge einbezahlt wurden. Die Pensionslücke entspricht ungefähr 17%.
Szenario 2
Eine 25-jährige Person hingegen, die ab heute zu arbeiten beginnt und 3500 EUR Brutto monatlich verdient (2327 EUR Netto), bekommt im Alter von 65 Jahre 1905 Netto Pension monatlich. Hier ist die Pensionslücke schon über 18,1%.
Szenario 3 – Weniger Pension durch fehlende Beitragszeiten
Jemand der heute mit 30 Jahre in den Berufsleben einsteigt, wie im 1. Szenario 2000 EUR Brutto im Monat (1492 EUR Netto) verdient, bekommt mit 65 Jahre ungefähr 1116 EUR Netto Pension, wenn die Person durchgehend beschäftigt war. Hier liegt die Pensionslücke schon bei 25,2%.
In diesem Beispiel sieht man sehr deutlich, dass fehlende Beitragszeiten, wie zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit, längere Ausbildung, Karenz und vor allem Teilzeit die Pension stark beeinflusst. Obwohl nur 5 Beitragsjahre gefehlt haben, sinkt das Einkommen dieser Person in der Pension um ein Viertel. Im Fall von Szenario 1 verringert sich die Pensionslücke dank 5 zusätzliche Beitragsjahren auf ungefähr 17%.
Sag Altersarmut den Kampf an
Bis zur Pension ist für viele Menschen ein langer Weg. Viele unterbrechen vorübergehend ihre Erwerbstätigkeit aus unterschiedlichen Gründen, oder gehen früher in den verdienten Ruhestand. Dank der modernen Medizin ist die Lebenserwartung von Jahr zu Jahr höher und ein durchschnittlicher Rentner mit 65 Jahre ist vermutlich in 20 Jahren noch agiler und fitter als die Rentner von heute oder vor zwei Dekaden. Sicherlich möchtest du ein Leben weiterhin genießen.
Um deinen Lebensstandard auch in der Pension zu erhalten, aber auch die Altersarmut zu verhindern, nimm deine finanzielle Sicherheit selbst in die Hand und baue ein Finanzpolster auf.
Folgendes kannst du tun:
- Rechne erstmal grob nach, wie hoch deine persönliche Pension sein wird. Ein wichtiges Tool ist der Pensionsrechner der Arbeiterkammer, den du hier finden kannst. Die Berechnung ist selbstverständlich vereinfacht und basiert auf die heutige Gesetzeslage. Gehaltssteigerungen können nur sehr grob berücksichtigt werden.
- Versuche monatlich Geld zu sparen. Wenn du nicht die Disziplin hast, überweise dir automatisch monatlich einen fixen Betrag auf einem Tagesgeld oder Festgeldkonto, so automatisierst du dein Sparverhalten. Weitere Tipps 🙂
- Verdiene mehr Geld durch passives oder neben Einkommen. Beispiele sind Nachhilfe geben, Bücher schreiben, Korrektur lesen, Coaching, Zinsen, Dividenden, Vermietung von Immobilien und sonstige Sachen, Stock Bilder verkaufen, Affiliate Marketing, programmieren usw.
- Investiere mit deinem Geld in unterschiedlichen Anlageklassen.
- Aktien: Als Aktionär bist du Eigentümer einer Firma und du beteiltigst dich an ihrem Gewinn und ihrer Wertenwicklung. Aktien sind langfristig ein super Instrument um Vermögen aufzubauen und dein Geld vor Inflation zu schützen.
- Anleihen: Staats oder Unternehmensanleihen sind ebenso interessante Alternativen zu den mageren Sparbuchzinsen. Wenn du Anleihen von einem Unternehmen hälst, bist du Gläubiger dieses Unternehmens. Das Unternehmen ist daher verpflichtet dir nach einer vereinbarten Laufzeit dein investiertes Kapital+Zinsen zurückzuzahlen.
- Crowdinvesting, Crowdfunding: Hier handelt es sich um eine Finanzierung einer Geschäftsidee, einem Startup oder einem etablierten Unternehmen mit einem kleinen Betrag. Im Gegenzug bekommt man eine Verzinsung, eine Gewinnbeteiligung oder gewisse Produkte oder Dienstleistungen.
- P2P Kredite: Hier gibt eine private Person eine andere (oft ebenso private Person) einen kleinen Kredit und bekommt dafür eine Verzinsung (Verzinsung abh. vom Risiko bis zu 15% p.a.)
- Investmentfonds, Exchange Traded Funds (ETF): Wenn du das Anlegen lieber den Profis überlassen möchtest, und dein Investment breiter streuen möchtest, kannst du Fondsanteile kaufen.
- Versicherungsprodukte: Private Pensionsversicherung und Lebensversicherung
- Eigene Immobilie als Altersvorsorge
Leider hat keiner von uns eine Glaskugel und somit bleibt die Zukunft ungewiss. Auch wenn in Zukunft die Pension noch weiter gekürzt werden, gibt es keinen Grund in Panik auszubrechen. Trotzdem solltest du schon heute Gedanken über deine finanzielle Zukunft machen. Es ist nie zu spät! Nimm deine Finanzen selber in die Hand und verlasse dich nicht zu sehr auf den Staat oder den Zufall. Mit dem Finanzpolster findest du den Weg zur finanziellen Sicherheit.
Wenn du noch mehr über die unterschiedlichen Veranlagerungsmöglichkeiten und zum Thema Sparen erfahren möchtest, einfach die nächsten Beiträge lesen oder den kostenlosen Newsletter abonnieren.
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Inwiefern ist in den Angaben Inflation berücksichtigt ? Wir reden hier schließlich über eine „Anlage“ die erst nach 30 Jahren Erträge abwirft und während der Einzahlungszeit keine Erträge abwirft, die reinvestiert werden können. Ohne Zinseszins ist es fraglich, ob die Inflation kompensiert werden kann. Eine Rendite auf das eingezahlte Geld erhält man frühestens ca. 20 Jahre nach Rentenbeginn, also heute etwa jenseits der 87 Jahre. In dem heutigen Rentensystem erhält man bestenfalls, real nach Inflation, das Geld ausgezahlt was man selber eingezahlt hat. Das ist fatal für Personen, die zwar lange (und somit von einem Zinseszinseffekt besonders profitieren würden) aber insgesamt, aufgrund geringerer Qualifikation, wenig eingezahlt haben. Rentenerhöhungen hängen vom Willen von Politikern ab, die selber nicht in das Rentensystem einzahlen, sondern staatliche Pensionen erhalten. Über lange Zeiträume gesehen (also sicher für Zeiträume von 20 bis über 30 Jahren), sind Anlagen mit geringer Volatilität aber geringer Verzinsung viel riskanter, als Anlagen mit höherer Volatilität aber höherer Rendite.
Hi Bürger,
danke für dein Kommentar.
Bei den Werten, die ich aus mit dem Rechner der Arbeiterkammer entnommen habe, ist die Inflation nicht berücksichtigt. Allerdings wurden zukünfite Lohnsteigerungen durch KV (Tarif)-Verhandlungen ebenso nicht berücksichtigt. Wenn man mit dem Rechner der Arbeiterkammer etwas spielt, kann man auch die reallen Werte (unter Berücksichtigung der Inflation und Lohnsteigerung) entnehmen.
Ich möchte in meinen Beispielen die Pensionslücke zwischen Rente und letztes Einkommen aufzeigen.(17-25%) Mit Berücksichtigung der rellen Werte hätte man gem. dem Rechner die selbe Pensionslücke in Prozent.
Mir geht es nicht darum zu zeigen, ob ein Rentner mehr vom Staat zurückbekommt als er eingezahlt hat. Ich möchte vielmehr verdeutlichen, welche Faktoren Einfluss auf die Pensionlücke haben und wie wichtig es ist sich finanziell vorzusorgen, um den Lebenstandard im Ruhestand halten zu können.
schöne Grüße
Ich bin ganz deiner Meinung, dass man schon zeitig mit dem Anlegen uns Sparen anfangen soll. Leider hab ich das zu spät gelernt. Bin jetzt Ende 40 und habe wertvolle Jahre verloren.
Hi Newbe,
danke für deinen Beitrag. Es ist meiner Meinung nach nie zu spät anzufangen. Bis zur Pension ist noch ein weiter weg hin 😉
schöne Grüße
Ein sehr informativer Artikel zum Thema Altersarmut. Hier geht es letztendlich um etwas, was jeden von uns betreffen kann. Wie man auch auf http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2017-09/41744308-rheinische-post-bundesregierung-altersarmutsrisiko-in-nrw-mit-15-8-prozent-hoeher-als-im-bundesschnitt-007.htm nachlesen kann, geraten immer mehr Menschen in die Altersarmut.
Hallo Björn,
Danke für deinen Kommentar und interessanten Link.
Ich denke, dass Altersarmut noch ein größeres Thema wird in Zukunft. Deshalb ist es wichtig früh genug etwas zu unternehmen. Regelmäßiges Sparen und einen Finanzpolster aufzubauen ist ein guter Anfang 😉